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Gesunde Lebensjahre
Gesundheit auch in zunehmendem Alter
Julian Weber | 14. Februar 2023 |
Einhergehend mit dem demografischen Wandel befindet sich auch unser Gesundheitssystem im Wandel und stellt uns als Gesellschaft vor Probleme und Herausforderungen (siehe Artikel „Gesundheitssystem im Wandel: Problem und Herausforderung“). Die mit dem demografischen Wandel verbundenen Kostenzunahme ist mit zunehmender Krankheit gepaart, was ein Blick auf die „Gesunden Lebensjahre“ und die Multimorbidität verdeutlicht.
Gesunde Lebensjahre sind Jahre, in welchen eine Person voraussichtlich in gesunder Verfassung leben wird. Besonders viele gesunde Lebensjahre haben folglich neugeborene Menschen. In Deutschland haben die des Jahrgangs 2022 nach Eurostat, dem statistische Amt der Europäischen Union, voraussichtlich etwa 65,7 davon1.
Ab einem Alter von 65 Jahren sind es voraussichtlich noch 11,1 Jahre2, welche in guter gesundheitlicher Verfassung gelebt werden können. Bei einer Lebenserwartung von 80,9 Jahren3 leben wir ab 65 Jahren statistisch betrachtet folglich etwa 2/3 (knapp 70 %) unserer verbleibenden Lebenszeit in einer guten gesundheitlichen Verfassung (Siehe Grafik „Gesunde Lebensjahre“).
Dabei bedeutet gute gesundheitliche Verfassung in Betracht der gesunden Lebensjahre nicht, dass keine Erkrankungen vorliegen. Dies verdeutlicht ein Blick auf die Multimorbidität.
Multimorbidität beschreibt das Vorliegen von zwei oder mehr chronischen Krankheiten. Bei einer Befragung 2011 des KORA-Age, einem Forschungsverbund von Wissenschaftler:innen, wurden 4500 Bürger:innen im Raum Augsburg zwischen 65 und 97 Jahren zu ihrem Gesundheitszustand befragt. Fast 60 % der Befragten gaben an, zwei oder mehr Erkrankungen zu haben.4
Viele Krankheiten treten mit zunehmendem Alter häufiger auf. Darunter Erkrankungen des Gelenkapparats wie Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder auch einfache Infektionen, welche beispielsweise Lungenentzündungen hervorrufen können.5
Wann bin ich gesund?
Was ist Gesundheit? Noch ist es nicht gelungen, sie als eindeutig definiertes Konstrukt zu begreifen. Häufig wird die Präambel der WHO-Verfassung der WHO von 1948 verwendet.
„Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. […]“6
Ein weiteres Konzept zum Verständnis von Gesundheit bietet das „Gesundheit-Krankheit-Kontinuum“ nach Antonovsky. Hierbei bewegt sich Gesundheit auf einem Spektrum zwischen gesund und krank. Die Übergänge auf diesem Kontinuum sind fließend. Gesunde und kranke Anteile treten häufig gemeinsam auf.7
Die Frage nach Gesundheit lässt sich objektiv, von außen betrachtet, nur schwer beantworten. Nach dem Konzept des „Gesundheit-Krankheit-Kontinuum“ lassen sich jedoch zwei Pole abbilden. Der eine fördert Gesundheit, der andere Krankheit.
Unser Gesundheitssystem basiert weitgehend auf dem auf Konzept der Pathogenese. Pathogene sind Mikroorganismen, Viren, Gifte und ionisierende Strahlung, welche Krankheiten verursachen können. In Folge versuchen wir Pathogene präventiv zu meiden oder kurativ die Erreger und deren Folgen zu behandeln.
Das Konzept der Pathogenese ist also der logische Schluss aus der Erkenntnis der Fähigkeit von Erregern, Krankheit zu induziert. Manche meiden wir konsequenter, da wir wissen, dass bereits geringe Dosen weitreichende Folgen haben können, andere nehmen wir auch im Alltag in Kauf. Ein gültiges Beispiel hierfür, welches auf viele Menschen zutreffen sollte, ist der Konsum von Alkohol und Zigaretten.
Das Gegenstück, jedoch auch eine Ergänzung zur Pathogenese, ist die Salutogenese. Zusammengesetz aus den aus dem Griechischen abgeleiteten Wörtern Gesundheit (Salus) und Entstehung (Genese) befasst sich mit der Entstehung von Gesundheit. Der Begriff der Salutogenese liegt, wie der Ansatz zum „Gesundheits-Krankheits-Kontinuum“, Antonovsky zugrunde. Dieser stellt nicht die Frage, was krank macht, sondern wodurch sich Gesundheit fördern oder erhalten lässt7. Freuen Sie sich auf den folgenden Artikel, in welchem wir Ihnen das Konzept der Salutogenese nach Antonovsky näher erläutern möchten und wie sich Gesundheit fördern lässt.
Quellen: |
1 Eurostat: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/tps00150/default/bar?lang=en (Abrufdatum: 10.02.2023) |
2 Eurostat: https://ec.europa.eu/eurostat/de/data/database?node_code=tepsr_sp320 (Abrufdatum: 10.02.2023) |
3 Eurostat: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/demo_mlexpec$DV_292/default/table?lang=de (Abrufdatum: 10.02.2023) |
4 Peters, A., Döring, A., Ladwig, KH. et al. Multimorbidität und erfolgreiches Altern. Z Gerontol Geriat 44 (Suppl 2), 41–54 (2011). https://doi.org/10.1007/s00391-011-0245-7 |
5 Bundesministerium für Bildung und Forschung: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/viele-erkrankungen-werden-mit-dem-alter-haufig-6786.php (Abrufdatum 10.02.2023) |
6 Zitiert nach WHO (2020). Constitution of the World Health Organization. In: Basic Documents, Forty-ninth edition (p. 1-19). Geneva: WHO., S. 1 − Übersetzung nach Peter Franzkowiak, Klaus Hurrelmann |
7 Antonovsky, Aaron. 1997. Salutogenese: Zur Entmystifizierung der Gesundheit. (Deutsche erw. Herausgabe von Alexa Franke). Tübingen: DGVT Verlag. |